Blick auf die wunderschöne Amalfiküste am Thyrrenischen Meer in Italien.

Amalfiküste: Dolce Vita mit Zitronen

Wer der berühmten Amalfitana den Golf von Salerno entlang folgt, stößt früher oder später auf Zitronen. Unzählige. Einst retteten die Zitrusfrüchte Leben, heute prägt ihr Anbau den einzigartigen Charme der Amalfiküste. Autorin Annette Rübesam nimmt dich mit auf ihre Reise an die Westküste Italiens, an die Costa d’Amalfi.

Amalfiküste Karte

Ein himmelblauer Fiat 126 steuert über die Strada Statale 163. Es ist ein älteres Modell voller Beulen und mit einem rostigen Lastenträger auf dem Dach. Der Fahrer sitzt tief in den Autositz versunken, doch sein weißer Haarkranz leuchtet wie ein Heiligenschein über der Rückenlehne. Knotige Hände umklammern das Lenkrad, am Rückspiegel schwingt ein Rosenkranz. Der Fiat ist mit Tempo 25 unterwegs und alle anderen Autos mit ihm, denn Überholmanöver sind nicht zu empfehlen auf einer Straße, die nicht viel breiter ist als ein besserer Radweg und sich windet und schlängelt wie frisch gekochte Spaghetti. Umso besser: Im zweiten Gang zuckelnd lässt sich die Straße am besten genießen, die den Golf von Salerno säumt und die in ihrer dramatischen Schönheit einzig­artig ist auf der Welt. Die Amalfitana.

Blick auf Amalfi an der Amalfiküste in Italien, vom Meer aus.

Blick vom Meer auf die wunderschöne Amalfiküste | ©Joachim Negwer

Hinter jeder Kurve eine Überraschung

Tief unten das Meer, dunkelblau mit türkisfarbenen Einsprengseln. Weiße Gischt sprüht über die Klippen. Über der Straße klettern steile Berge himmelwärts. Steineichen klammern sich in den Fels, Schirmpinien mit flirrend grünen Dächern winden sich wie Fragezeichen aus ihm heraus.

Weiter oben: mühsam dem Berg abgerungene Steinterrassen voller Weinstöcke und Zitronenbäume. Und hinter jeder Kurve eine neue Überraschung: ein tief in den Berg geschnittener Fjord, an dessen Wänden Fischerhäuschen kleben.

Eine halb verfallene normannische Burg. Der Horizont, scharf wie mit dem Rasiermesser geschnitten. Und erst die Orte – Atrani und Amalfi, Praiano und Positano. Klein, mit blendend weiß oder pastellfarben gestrichenen Häusern, wachsen sie fröhlich die steilen Hänge hinauf. Vor dieser Kulisse sehen die senkrecht aufragenden Kirchtürme aus, als sollten sie dieser schwindelig machenden Welt Halt verleihen. Kein Wunder, dass hier schon Künstler wie Richard Wagner und Henrik Ibsen schwach wurden.

Die Amalfiküste ist die Essenz aller Liebe zu Bella Italia. Ein Traumziel, das tiefe Sehnsüchte nach einem Bilderbuch-Italien erfüllt, das anderswo kaum zu finden ist. Und zu dessen Symbolelement die Zitrone wurde.

Blick auf die Stufen und den Dom von Amalfi an der Amalfiküste in Italien.

Mächtig im maurischen Stil: der Dom von Amalfi | ©Joachim Negwer

Der Duft der Zitronenblüten

Zitronensaft galt und gilt als Treibstoff von Amalfi. Viele Besucher wissen nicht, dass das Städtchen, das sich mit seinem uralten Dom zwischen Meer und Steilküste zwängt, zwischen dem 9. und 12. Jh. eine mächtige Seerepublik mit einer großen Galeerenflotte war. Die Ruderer, die diese Boote bewegten, riskierten bei den langen Seefahrten die Mangelkrankheit Skorbut, gegen die sich Zitronensaft als probates Mittel bewährte. So wurde die steile Amalfiküste schon um das Jahr 1000 herum mit Trockenmäuerchen terrassiert und mit den aus Nordafrika eingeführten Zitronen­bäumen bepflanzt. „Gärten“ nennen die Amalfi­taner ihre Zitronenterrassen, und so fühlen sie sich auch an: Das dunkelgrüne Laub der Bäume bildet schattige Dächer und Lauben, hinter denen immer wieder das Meer hervorblitzt.

Der delikate Duft der Zitronenblüten weht hindurch; die Blüten selbst taumeln wie verspielte Schneeflocken zu Boden. Versteckt im Blätterwerk leuchten die reifen Früchte wie kostbare Juwelen. „Sie schmecken fein, aromatisch und nicht sehr sauer“, flüstert Zitronenbauer Luigi Aceto, der regelmäßig Besucher durch die familieneigenen Gärten führt. Sanft streicht er über eine dicke, grob­porige Zitronenschale. „Wir essen sie am liebsten ungeschält, in Scheiben geschnitten, ein bisschen Salz und Olivenöl darauf.“

Der Zitonenbauer Luigi Aceto, inmitten seiner Zitronenbäume.

Im Zitronenhimmel: Luigi Aceto und die Früchte seiner Arbeit | ©Azienda Agricola Aceto Salvatore

Blick auf einen Platz mit Café und Kunst im Ort Positano an der Amalfiküste in Italien.

Positano: vom Fischerdorf zur extrafeinen Urlaubsadresse | ©Joachim Negwer

Malerisches Positano

Gerade mal fünfzig Kilometer lang ist die Amalfitana, die erst im 18. Jh. von den Bourbonen als schmale Pferdekutschen-Straße in den Fels gehauen wurde. Von Vietri al Mare mit seinen bunten Keramik-Werkstätten führt sie über Amalfi nach Positano, das Ex-Fischer, Ex-Künstler- und aktuell mondäne Badedorf.

Wer hier Ferien machen möchte, braucht Geld und Kniegelenke. Hunderte von Metern stapeln sich die rosa und roten Flachdachhäuser übereinander den Hang hinauf, unterbrochen von gepflegten Terrassen und Mäuerchen, weiß lackierten Gittern und Weinlauben. Zwar gibt es eine schmale Autostraße, doch das Leben findet auf unzähligen Treppen und Durchgängen statt, die den Ort durchziehen. Distanzen werden in Stufen, nicht in Metern angegeben.

Zitronen für Seife und Likör

Ganz unten steht der Dom – so nah am Strand, dass das Gebetsmurmeln vom Donnern der Brandung übertönt wird. Dahinter liegen die Gassen mit den Boutiquen, in denen angeboten wird, was sich aus Zitronen herausholen lässt.

Sandra Tamburini etwa verkauft in ihrem Laden nicht nur Seifen in Zitronenform und Aromakerzen mit Zitronenaroma, sondern vor allem Limoncello, den typischen gelben Likör der Küste, den sie aus Zitronenschale, Zucker und Alkohol selbst herstellt. Und den ihr die Besucher förmlich aus den Händen reißen. „Vor 40 Jahren wurden die Zitronen hier nur im Sommer verwendet. Für Gelato. Im Winter vergammelten sie. Da haben mein Mann und ich die alte Likör-Tradition wiederbelebt.“ Nebenbei hat Sandra auch diverse Zitronenparfüms entwickelt, alle Verkaufsschlager. „Alle Menschen lieben den Duft von Zitronen“, sagt Sandra. Viel­leicht, weil sie nach Amalfitana riechen?

Lesetipp: TUI Kollegin Rebecca ►Mit Charme, (Sonnen-) Schirm und Aperol: Besondere Hotels an der Amalfiküste

Gläser gefüllt mit Limoncello, den typischen Likör der Amalfiküste.

Perfekter Sommerdrink – der aromatische Zitronenlikör Limoncello | stock.adobe.com/Oleksandr Prokopenko

Geheimtipps an der Amalfiküste

  1. Versteckte Perlen entdecken
    Kennst du schon Cetara? Das kleine Fischerdorf ist bekannt für seine traditionelle Herstellung von Colatura di Alici, einer sardellenbasierten Würzsauce und definitiv noch ein Geheimtipp. Auch Minori ist eine echte Entdeckung: Weniger glanzvoll als Amalfi, aber authentisch, charmant und mit einer schönen Uferpromenade, auf der sich vor allem Einheimische tummeln.
  2. Aktivitäten abseits der Touristenpfade 
    Wie wäre es mit einer Wanderung auf dem weniger bekannten Pfad der Götter – Variante nach Praiano? Oder einem Keramikkurs in Vietri sul Mare, dem Ursprungsort der bunten Keramik, die du überall entlang der Küste findest? Auch ein Besuch in einem Zitronenhain mit Verkostung und Blick aufs Meer ist ein unvergessliches Erlebnis.
  3. Lokale Kulinarik
    Limoncello kennt jeder – aber hast du schon mal einen Teller Scialatielli ai Frutti di Mare direkt in einer Strandtrattoria gegessen, wo  morgens noch die Fischerboote lagen? Oder ein hausgemachtes Delizia al Limone, ein luftiges Zitronendessert, das schmeckt wie der Sommer selbst?

Häufig gestellte Fragen zur Amalfiküste

Wann ist die beste Reisezeit für die Amalfiküste? Die Amalfiküste ist eigentlich das ganze Jahr über ein Traum – aber besonders schön ist es im Mai, Juni und September. Dann zeigt sich die Küste von ihrer besten Seite: Die Sonne scheint angenehm warm, das Meer lädt zum Baden ein, die Zitronen duften um die Wette und es ist noch nicht ganz so voll wie in der Hochsaison. Ideal also für alle, die entspannt durch Positano schlendern, auf Panoramaterrassen Pasta genießen oder mit dem Roller die Küstenstraße entlangkurven wollen. Juli und August bringen echtes Sommerfeeling mit sich – perfekt für einen klassischen Strandurlaub mit viel Sonne und lebendiger Atmosphäre. Die Region ist dann besonders beliebt, also besser rechtzeitig reservieren.
Oktober ist die ruhige Alternative mit milden Temperaturen und weniger Trubel – ideal für Wanderungen oder einen Kulturtrip.
Und selbst im Winter hat die Amalfiküste ihren Reiz: Zwar ist es keine Badezeit, aber die Landschaft bleibt eindrucksvoll, und einige Orte zeigen sich dann besonders authentisch.
Fazit: Die Monate Mai, Juni und September sind ein echter Geheimtipp für alle, die das Beste aus Klima, Stimmung und Genuss rausholen wollen.

Welcher Ort ist der schönste an der Amalfiküste? Gar nicht so leicht zu beantworten – denn die Amalfiküste hat viele schöne Orte, jeder hat seinen eigenen Charakter, und jeder hat das Zeug zum Lieblingsplatz. Wenn ich mich aber entscheiden müsste, dann wäre es wohl: Positano.
Warum? Weil Positano mit seinen pastellfarbenen Häusern, die sich in die steilen Hänge schmiegen, einfach märchenhaft aussieht. Dazu kommen die kleinen Läden, verwinkelten Gassen, der Duft von Zitronen und Meer – das ist echtes Dolce Vita-Feeling. Vor allem morgens oder bei Sonnenuntergang wirkt der Ort fast schon unwirklich schön. Ja, es ist trubeliger als anderswo – aber auch besonders atmosphärisch.
Gut zu wissen: Wer es ruhiger mag, für den ist Ravello eine echte Perle: hoch oben über dem Meer, mit traumhaften Gärten, Konzerten und Panoramablick. Oder wie wäre es mit Minori oder Cetara? Diese kleineren Orte sind noch wunderbar authentisch, mit viel italienischem Flair und großartiger Küche.

Wann gibt es Zitronen an der Amalfiküste? Wenn du an der Amalfiküste bist und dir der Duft von frischen Zitronen in die Nase steigt – dann bist du wahrscheinlich mitten in der Zitronensaison. Die legendären Amalfi-Zitronen, auch „Sfusato Amalfitano“ genannt, werden hauptsächlich zwischen März und Juli geerntet. In dieser Zeit hängen die prallen, leuchtend gelben Früchte an den steilen Terrassenhängen über dem Meer und sorgen für das perfekte italienische Sommerfeeling. Warum lohnt es sich, genau dann hinzufahren? Ganz einfach: Du bekommst nicht nur frisch gepressten Zitronensaft, Zitroneneis oder den weltberühmten Limoncello direkt vom Erzeuger – du kannst auch Zitronenhaine besichtigen, an Verkostungen teilnehmen oder sogar selbst bei der Ernte helfen. Ein echtes Erlebnis abseits der typischen Touri-Trampelpfade! Kleiner Tipp: Auch im Spätsommer findest du oft noch Zitronen auf den Märkten – aber die Hochsaison ist ganz klar der Frühling bis Frühsommer. Wenn du also Lust auf eine Reise voller Geschmack, Sonne und Zitrusduft hast: Frühling an der Amalfiküste ist deine Zeit! 🌞🍋

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2 Kommentare
  1. Axel

    Sehr schön geschrieben….macht Lust auf mehr und fängt die Situation sehr feinfühlig ein!!🤗☀️❣

    23.06.2023, 15:06
    • TUI Bloggerin Julia

      Hallo Axel,
      vielen Dank für dein nettes Feedback. Das freut uns sehr.
      Sonnige Grüße,
      Julia

      28.06.2023, 14:06
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